Match-Fixing, Wett- und Glücksspielkorruption im Sport

Worum geht es?

Sport ist ein Wettstreit zwischen Personen oder Teams, die sich darauf einigen, unter Befolgung derselben Regeln gegeneinander anzutreten. Der ungewisse Ausgang ist ein wesentlicher Bestandteil der Anziehungskraft des Sports und unterscheidet ihn von Kunst oder anderen Unterhaltungsbereichen.

Wenn das Ergebnis (oder zumindest ein Aspekt des Wettkampfes) vorherbestimmt ist, geht die Integrität des Sports verloren und mit ihr ein Teil seiner Bedeutung und seines Reizes für Fans, Sender und Sponsoren.

Match-Fixing stellt daher eine große Gefahr für den Sport dar. Es gibt zwei verschiedene Motive für Match-Fixing, beide schon mit Ursprüngen in der Antike. Erstens ist es möglich, Sport aus sportlichen Gründen zu manipulieren: Personen oder Teams können mit Geld oder anderweitig bestochen werden, damit sie einen bestimmten Wettkampf verlieren. Zweitens können Leute Geld machen, indem sie auf einen Wettkampf wetten, dessen Ausgang sie bereits kennen, weil sie ihn vorher manipuliert haben.

Viele glauben, dass die Ankunft des Online-Glücksspiels das Risiko für Match-Fixing aus finanziellen Motiven erhöht hat. Es ist möglich, Wetten über untere Ligen aus einem weit entfernten Land abzuschließen. Die globale Glücksspielindustrie (legal oder illegal) ist aufgrund ihres enormen Umfangs auch für das organisierte Verbrechen attraktiv und die verschiedenen Wettformen erhöhen womöglich den Wert von Insiderinformationen. Auch die Globalisierung spielt eine Rolle – Kriminelle, die auf Match-Fixing aus sind, können sich verbinden und sich mit Athleten, Trainern und Beamten aus aller Welt treffen.

Einer 2020 formulierten gemeinsamen Warnung des United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC), des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) und INTERPOLS zufolge erhöhte COVID-19 über alle Sportarten hinweg das Manipulationsrisiko. Die Auswirkungen der Pandemie auf Einkünfte und Finanzierung machten die Beteiligten gefährdeter.

Ebenfalls 2020 erklärte EUROPOL, dass kriminelle Gruppierungen hochmotiviert blieben, von Spiel- und Faktorenbeeinflussung zu profitieren. Die weltweiten kriminellen Gewinne aus wettbezogener Spielbeeinflussung belaufen sich demzufolge auf schätzungsweise 120 Millionen Euro.

Die Größe des globalen Wettmarktes für alle Sportarten wird auf 1,69 Billionen Euro geschätzt. Fußball macht schätzungsweise 60 % dieses Marktes aus. 65 % des gesamten Wettumsatzes entfallen auf asiatische Buchmacher (einschließlich sowohl des schwarzen als auch des grauen Marktes).

Definitionen

Die Konvention des Europarates zur Bekämpfung von Manipulation von Sportergebnissen (2014) definiert die Manipulation von Sportergebnissen wie folgt:

“Eine vorsätzliche Anordnung, Handlung oder ein vorsätzliches Versäumnis mit dem Ziel der regelwidrigen Einflussnahme auf das Ergebnis oder den Verlauf einer Sportveranstaltung, um die Nichtvorhersagbarkeit einer solchen Sportveranstaltung gänzlich oder teilweise zu beseitigen, mit der Absicht, sich einen unzulässigen Vorteil für sich selbst oder Andere zu verschaffen.”

Die Definition umfasst Versuche, auf den Verlauf einer Veranstaltung Einfluss zu nehmen (sogenanntes “Spot-Fixing”) sowie auf das Gesamtergebnis. Es sind sowohl Spielmanipulationen aus sportlichen Gründen als auch zum finanziellen Vorteil eingeschlossen.

Faktorenbeeinflussung erlangte beim Cricket Bedeutung. Korrumpierer erkannten das Potential für erhebliche Wettgewinne durch Manipulation der Chancen in der gewaltigen und unregulierten indischen Wettbranche.

Hieraus entstand Verwirrung über das genaue Wesen der Spielbeeinflussung im Cricket, wobei viele irrtümlich glauben, dass Wetten auf das Eintreten obskurer Ereignisse abgeschlossen werden können. Tatsächlich können diese vorab arrangierten Ereignisse (oder Insiderinformationen) verwendet werden, um über einen kurzen Zeitraum vom Ausgang des Spiels oder den Wettchancen des Spiels zu profitieren.

Der gemeinsame Nenner der beiden 'Schwindel' ist ein illegaler, unregulierter Wettmarkt. In regulierten, legalen Wettmärkten tritt derartige Korruption selten auf, da diese Branchen über Frühwarnsysteme verfügen, die aufgrund von verdächtigen Wettaktivitäten, persönlichen Details des Wettenden und Verbindungen zu Strafverfolgungsbehörden Alarm geben.

Eine andere Form der Faktorenbeeinflussung, auf die legale Branchen rasch reagieren können, sind Wetten auf Grundlage von Insiderwissen über das, was außerhalb des Spielfelds geschehen wird. Dies betrifft Märkte wie etwa 'Der nächste Verein von Spieler A' oder 'Der nächste Manager von Verein B'.

Zusammen mit anderen Sportverbänden untersagt es die FIFA Spielern, Schiedsrichtern, Funktionären, Agenten und Mittelsmännern, auf jegliche Fußballspiele weltweit Wetten abzuschließen. Ein 2021 veröffentlichter 11-Punkte-Kodex erinnerte die Beteiligten an die 'keine Wetten oder Manipulation'-Regeln.

Der rechtliche Status der Spielmanipulation ist eine komplexe Angelegenheit und variiert je nach Land.

Im Vereinigten Königreich wurde Betrug im Gambling Act 2005 zur Liste der kriminellen Vergehen hinzugefügt. Durch das Gesetz wurde auch das Vergehen der 'Täuschung beim Glücksspiel' eingeführt. Beide finden Anwendung bei der strafrechtlichen Verfolgung von Spielbeeinflussern außerhalb der Zuständigkeit der den Sport leitenden Körperschaften.

Der Hunger nach Strafverfahren ist jedoch fragwürdig. In einer Reihe öffentlichkeitswirksamer Fälle ist es nicht gelungen, vor Gericht Spieler/Sportler der Spielbeeinflussung schuldig zu sprechen. Und da die Ressourcen des Justizwesens stark beansprucht sind, ist den Sportkörperschaften die Last auferlegt, effektivere Vorschriften und Ermittlungsmöglichkeiten zu besitzen.

Wie wird darauf reagiert?

Zwar sind Match-Fixing Skandale auf die ersten Tage des Sports zurückzuführen, der derzeitige Fokus im Kampf gegen die Gefahr des Match-Fixings geht aber auf die Jahre kurz nach 2000 zurück, mit einschlägigen Fällen in Sportarten wie Fußball, Cricket und Tennis.

Das IOC verfügt nun über eine eigene Strategie zur Verhinderung von Wettbewerbsmanipulation, die auf drei Säulen basiert:

a) Vorschriften und Gesetze
b) Sensibilisierung und Kapazitätsaufbau
c) Nachrichtendienste und Ermittlungen

Faktorenbeeinflussung erlangte beim Cricket Bedeutung. Korrumpierer erkannten das Potential für erhebliche Wettgewinne durch Manipulation der Chancen in der gewaltigen und unregulierten indischen Wettbranche.

Hieraus entstand Verwirrung über das genaue Wesen der Spielbeeinflussung im Cricket, wobei viele irrtümlich glauben, dass Wetten auf das Eintreten obskurer Ereignisse abgeschlossen werden können. Tatsächlich können diese vorab arrangierten Ereignisse (oder Insiderinformationen) verwendet werden, um über einen kurzen Zeitraum vom Ausgang des Spiels oder den Wettchancen des Spiels zu profitieren.

Der gemeinsame Nenner der beiden 'Schwindel' ist ein illegaler, unregulierter Wettmarkt. In regulierten, legalen Wettmärkten tritt derartige Korruption selten auf, da diese Branchen über Frühwarnsysteme verfügen, die aufgrund von verdächtigen Wettaktivitäten, persönlichen Details des Wettenden und Verbindungen zu Strafverfolgungsbehörden Alarm geben.

Eine andere Form der Faktorenbeeinflussung, auf die legale Branchen rasch reagieren können, sind Wetten auf Grundlage von Insiderwissen über das, was außerhalb des Spielfelds geschehen wird. Dies betrifft Märkte wie etwa 'Der nächste Verein von Spieler A' oder 'Der nächste Manager von Verein B'.

Zusammen mit anderen Sportverbänden untersagt es die FIFA Spielern, Schiedsrichtern, Funktionären, Agenten und Mittelsmännern, auf jegliche Fußballspiele weltweit Wetten abzuschließen. Ein 2021 veröffentlichter 11-Punkte-Kodex erinnerte die Beteiligten an die 'keine Wetten oder Manipulation'-Regeln.

Der rechtliche Status der Spielmanipulation ist eine komplexe Angelegenheit und variiert je nach Land.

Im Vereinigten Königreich wurde Betrug im Gambling Act 2005 zur Liste der kriminellen Vergehen hinzugefügt. Durch das Gesetz wurde auch das Vergehen der 'Täuschung beim Glücksspiel' eingeführt. Beide finden Anwendung bei der strafrechtlichen Verfolgung von Spielbeeinflussern außerhalb der Zuständigkeit der den Sport leitenden Körperschaften.

Der Hunger nach Strafverfahren ist jedoch fragwürdig. In einer Reihe öffentlichkeitswirksamer Fälle ist es nicht gelungen, vor Gericht Spieler/Sportler der Spielbeeinflussung schuldig zu sprechen. Und da die Ressourcen des Justizwesens stark beansprucht sind, ist den Sportkörperschaften die Last auferlegt, effektivere Vorschriften und Ermittlungsmöglichkeiten zu besitzen.

Eine beispielhafte Reaktion im nationalen Level ist die im Vereinigten Königreich vom Department for Digital, Culture, Media and Sport gegründete Sports Betting Group. Diese Gruppe bringt Repräsentanten quer aus allen Sportarten zusammen, um die Verwaltung zu übernehmen und den richtigen Umgang gegen die Risiken durch Korruption durch Sportwetten zu vermitteln. Es wurde ein Code of Practice für Verwaltungseinrichtungen veröffentlicht.

Das Council of Europe Convention on the Manipulation of Sports Competitions(2014) enthält genaue Maßnahmen, die von Mitgliedsstaaten in der EU und darüber hinaus implementiert werden müssen. Die Konvention handelt mit Vorsorge, Erkennung und Sanktionierung einer Spielmanipulation im Zusammenhang mit Sportwettbewerben. Das Ziel ist die Verbesserung vom Austausch von Informationen und der Zusammenarbeit zwischen national und international beteiligten Organisationen und anderen relevanten Beteiligten wie zum Beispiel Buchmacher. Während die Konvention 2014 angenommen wurde, erwartet man, dass der Prozess der Durchsetzung einige Zeit dauern wird.

Zwar wurde die Konvention 2014 verabschiedet, doch der Prozess ihrer Ratifizierung wird Zeit erfordern. Sie trat 2019 in Kraft, wurde bis Januar 2022 von 38 Staaten unterzeichnet und von sieben von ihnen ratifiziert.

In 2015 übernahm der IOC den Olympic Movement Code on the Prevention of the Manipulation of Competitions. Der Nutzen dieses Kodex ist, die Standards, disziplinären Prozeduren und Sanktionen der Match-Manipulationen zu definieren und über nationale Olympische Komitees, internationale Vereinigungen, deren Mitglieder und anderen von der IOC anerkannten Organisationen zu vereinheitlichen. Der Kodex ist mit dem Übereinkommen des Europarats konform.

Es hat sich eine kleine Industrie entwickelt, die Sportvereinen Dienste zum Reduzieren der Spielmanipulation anbietet. So bieten beispielsweise Organisationen wie Sportradar und Genius Sports Inhabern von Sportrechten und Behörden Überwachungs-, Präventions- und Aufklärungsdienste an.

Des Weiteren wurde erkannt, dass das Format von Sportwettbewerben so angepasst werden sollte, dass sie nicht versehentlich Anreize zur Spielmanipulation bieten. So sind beispielsweise die Risiken von Rundenturnierformaten bei einigen Sportwettbewerben inzwischen hinreichend gut verstanden, bei denen eine Einzelperson oder Mannschaft das letzte Spiel eventuell absichtlich verlieren oder unentschieden spielen kann, um sich einen bestimmten Gegner in der nächsten Runde zu sichern.

Integritäts-Ermittler äußerten sich auch besorgt über 'Goldene Ananas'-Spiele, die besonders manipulationsgefährdet sind.

Die Sichtweise von I Trust Sport

Match-Fixing im Glücksspiel stellt eine fundamentale, weltweite Bedrohung für die Zukunft des Profisports dar. Obwohl das Problem der Spielmanipulation in der gesamten Sportwelt bekannt ist und sich neue Aufklärungsprogramme und andere Maßnahmen entwickelt haben, gibt es noch viel zu tun.

Für I Trust Sport stellen die folgenden Punkte Prioritäten für die Bekämpfung von Spielmanipulationen dar:

  1. Zwischen Regierungen, Strafverfolgungsbehörden, Sportkörperschaften und der Wettbranche ist mehr internationale Kooperation und Informationsaustausch erforderlich. Eine Integritäts-Einheit die beispielsweise eng mit Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeitet, kann Manipulation an der Wurzel unterbinden, indem Korrumpierer identifiziert werden, ehe sie an Spieler herantreten.
  2. Eine generell gute Verwaltung ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Match-Fixing, ob durch Wetten oder sportlichem Zweck motiviert. Wenn Spieler beispielweise pünktlich bezahlt werden, sind sie für Annäherungsversuche von Spielmanipulierern weniger empfänglich. Gleichermaßen können Sportwettbewerbe so gestaltet werden, dass sie keine Anreize zum Verlieren oder für schwache Leistungen bieten
  3. In den meisten bedeutenden Ligen und Sportarten erfolgt nun Überwachung zur Überprüfung auf verdächtige Wettmuster, insbesondere in hochriskanten Sportarten wie Fußball, Cricket und Tennis. Sie sollte sich weiterentwickeln, und Integritäts-Einheiten sollten dazu ermuntert werden, die Daten zu verwenden, um bei Ermittlungen proaktiv zu handeln
  4. Der rechtliche Status von Sportkorruption variiert je nach Markt erheblich, wodurch Strafverfolgung schwierig wird. Das ultimative Ziel sollte es sein, die Gesetzgebung zu vereinheitlichen
  5. Überlegungen zur Legalisierung illegaler Wettmärkte. Ein legaler Markt verfügt über Dokumentationen für alle abgeschlossenen Wetten, ein System zur Schließung von Märkten, sobald ein irreguläres Wettmuster ausgemacht wird sowie Verbindungen zu Strafverfolgungsbehörden.
  6. Alle Beteiligten müssen sich darüber bewusst sein, dass das Wesen der Manipulation sich wandelt. Wie von der Agenda 2020+5 des IOK dargelegt, sind nicht alleine Spieler/Sportler gefährdet. Und die sich ändernden Methoden, die Korrumpierer zur Kontaktaufnahme (soziale Medien) und zur Finanzierung (Kryptowährungen) nutzen.
  7. Möglicherweise wird die Glücksspielbranche einen erheblichen Anteil der Kosten für die Bekämpfung der Spielbeeinflussung übernehmen müssen. Es gibt ein Argument für die Umverteilung eines Teils der Steuern, die Wettunternehmen bereits entrichten, zumindest in einigen Märkten


Bitte denken Sie daran, dass dies lediglich die Zusammenfassung eines komplexen Themas und somit keineswegs vollständig ist. Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren und ihre Korrekturen oder Kommentare zum obigen Artikel zu schicken.

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Aktualisiert im Januar 2022.

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